Fürth: Erneute Naziattacke - Hakenkreuz auf Gedenktafel an die jüdischen Nazi-Opfer Benario und Goldmann (Dezember 2017)
Ein großes eingeritztes Hakenkreuz auf dem Foto von Dr. Rudolf Benario: In den letzten Tagen gab es schon wieder eine Nazi-Attacke auf die erst vor kurzem erneuerte Erinnerungstafel an der Fürther Uferpromenade.
Das auch von der Stadt Fürth unterstützte Gedenken an die aus Fürth stammenden und am 12. April 1934 im Konzentrationslager Dachau feige ermordeten jüdischen Jungkommunisten Rudolf Benario und Ernst Goldmann scheint die geistigen Nachfahren der deutschen Massenmörder unendlich zu provozieren. Eine ganze Serie von Attacken auf den Gedenkort zeugt davon (wir berichteten mehrfach).
nordbayern.de ("Schon wieder: Anschlag auf Fürther Gedenktafel", 29.12.2017): hier klicken!
Fürth: Reichsbürger-Polizist zu Geldstrafe verurteilt (Dezember 2017)
Wie blick nach rechts (27.12.17) berichtete, verurteilte das Amtsgericht Fürth einen Polizeibeamten wegen Verltzung des Dienstgeheimnisses und Waffenbesitzes zu einer Geldstrafe von 140 Tagessätzen. Er soll unter anderem für einen "Reichsbürger" im polizeilichen Datenbestand recherchiert haben.
Der Artikel benennt zwar keine Namen und genaueren Umstände, aber aus dem Zusammenhang geht hervor, dass es sich um einen der Beamten handeln muss, die mit dem Polizistenmörder und Reichsbürger Wolfgang P. aus Georgensgmünd in Kontakt standen (wir berichteten).
(27.12.17)
Fürth, 22. Dezember: Protest gegen Pegida mit Plätzchen und Glühwein / Außenwirkung der rechten HetzerInnen dank Gegenprotest minimal / Extrem rechte Christen im Schlepptau von Pegida? (Dezember 2017)
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Kurz vor der Jahreswende wurde in Fürth noch einmal lautstark gegen die rassistische Pegida-Truppe protestiert. Etwa 150 GegendemonstrantInnen zeigten den trotz überregionaler Mobilisierung nur etwa 30 PegidistInnen, dass sie nicht erwünscht sind.
Fürth, 22. Dezember 2017: Antifa-Plätzchen bei Nopegida (Foto: Roland Sauer)
Etwa zur gleichen Zeit erschien in Nürnberg laut nordbayern.de (22.12.17) nicht etwa das Christkind auf dem Balkon der Frauenkirche am Hauptmarkt: Antirassistischen AktivistInnen gelang es, für kurze Zeit ein Banner mit der Aufschrift "Liebes Christkind, wir wünschen uns Bildung statt Abschiebung" zu entrollen.
Update: Laut nordbayern.de (26.12.17) brachte eine anonym agierende Gruppe namens "Patriotische Christen Deutschlands" einschlägig rassistische und rechtsgerichtete Flyer an vier Fürther Kirchen an. Man will die Teilnahme der Kirchen an "kulturmarxistischen Zersetzungsprojekten" nicht hinnehmen, prangert die angeblich weit verbreitete "Jedermannsliebe" an usw. "Nächstenliebe" statt "Jedermannsliebe", das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Derartige Flyer tauchten bereits vor einigen Tagen in Dachau auf und wurden dort auch entlang der KZ-Gedenkstätte angebracht. Möglicherweise nutzen rechte AktivistInnen das Label "Patriotische Christen", um ChristInnen anzugreifen, die sich in der Hilfe für Geflüchtete engagieren. Oder es handelt sich um eine neue Gruppe à la "Deutsche Christen" aus der Nazizeit.
(23.12.17, ergänzt 27.12.17)
nordbayern.de ("Fürth: Hetzerische Flugblätter an vier Kirchen aufgetaucht", 26.12.2017): hier klicken!
Fürth, 22. Dezember: Protest gegen seltener werdende Pegida-Auftritte immer noch nötig / Rechter AfD-MdL bei Pegida / Gegenveranstaltung ab 19 Uhr am Obstmarkt - Auf die Straße! (Dezember 2017)
- mehrfach aktualisiert -
Wie im letzten Jahr tritt Pegida Nürnberg wieder kurz vor den Weihnachts-Feiertagen, nämlich am Freitag, den 22. Dezember, im benachbarten Fürth auf. Unter dem Motto "Weihnachtssingen" soll es unter anderem "deftige Reden zur Lage der Nation" geben, also rechte Hetze wie gehabt. Ob der erst kürzlich wieder wegen Volksverhetzung zu einer Geldstrafe verurteilte (waz.de, 8.12.17) Dauer-Agitator Michael Stürzenberger auch diesmal in Fürth auftritt, ist unklar. GegendemonstrantInnen sollten darauf achten, sich von diesem Mann, der mit laufender Kamera KritikerInnen provoziert und dies dann ins Netz lädt, nicht manipulieren zu lassen.
Am 10. Dezember forderten die Nürnberger Pegidisten auf ihrer Facebook-Seite die "Zählung der Mohammedaner", den offiziellen Zahlen glaube man nicht. Wie das vonstatten gehen und was dann passieren soll, schreibt Pegida wohlweislich nicht. Zählungen und damit offizielle "Markierungen" von Minderheiten waren jedenfalls in der Vergangenheit häufig der Auftakt von Massenmorden.
Das Fürther Bündnis gegen Rechtsextremismus Rassismus veranstaltet am kommenden Freitag, den 22. Dezember ab 18 Uhr am Gedenkort für die von den Nazis ermordeten jüdischen Antifaschisten Rudolf Benario und Ernst Goldmann eine kurze Kundgebung/Lesung. In diesem Rahmen wird eine neue Gedenktafel enthüllt (Uferpromenade gegenüber der Stadthalle) - Neonazis hatten den Gedenkort zuletzt wieder mehrfach verwüstet (wir berichteten).
Ab 19 Uhr ruft das Bündnis dann zu Protesten am Obstmarkt gegen Pegida auf. Musik und Fruchtpunsch werden geboten! Weitere Infos: hier klicken!.
Um 20 Uhr wird in der Grünen Scheune/Gemeindehaus St. Michael die Veranstaltung "Fluchtgeschichten – Erzählcafé" stattfinden. Weitere Infos: hier klicken!
Update: Passend zur penetranten Bewerbung des völkischen AfD-Rechtsaußen Björn Höcke durch Pegida Nürnberg auf deren Facebook-Seite wird als weiterer Redner in Fürth nun der baden-württembergische AfD-Landtagsabgeordnete Stefan Räpple angekündigt. Räpple gilt als Unterstützer des radikalen Antisemiten Wolfgang Gedeon, ebenfalls AfD-MdL im Schwabenländle. Der Rechtsaußen-Mann Räpple, der ParlamentarierInnen schon mal als "Volksverräter" beschimpfte, entstammt laut taz.de (7.3.16) der extrem rechten Szene rund um die Identitäre Bewegung und erkannte früh die wichtige strategische Bedeutung der AfD. Weitere Infos zu Räpple: hier klicken! Wir fragen uns: Wie passt der Auftritt von Räpple zur permanent vorgetragenen Antisemitismus-Distanzierung von Pegida Nürnberg?
(Stand 22.12.17)
nordbayern.de ("Neue Erinnerungstafel für zwei Fürther Nazi-Opfer", 21.12.2017): hier klicken!
Nürnberg: Geldstrafe wegen Nazi- und IS-Posts auf Facebook (Dezember 2017)
Laut nordbayern.de (16.12.17) wurde ein 47-Jähriger, der Hitlerbilder und Hakenkreuze sowie Symbole des Islamischen Staates (IS) veröffentlicht hatte, zu einer Geldstrafe von 120 Tagessätzen verurteilt. Straferschwerend war, dass der Mann einige inkriminierte Facebook-Einträge längere Zeit nicht gelöscht habe. Der politische Kontext ist unklar; ein Radikalislamist sei der Mann laut Behörden nicht. Das Urteil ist noch nicht rechtsgültig.
nordbayern.de ("IS-Posts bei Facebook: Ärger für Arbeiter aus St. Leonhard", 16.12.2017): hier klicken!
Vohenstrauß (Opf.): Mutmaßlicher Rechtsterrorist Franco A. nutzte Schießstand des örtlichen Schützenvereins (Dezember 2017)
Analogien zum kürzlich bekannt gewordenen Verhalten der mutmaßlichen NSU-Unterstützerin Mandy S. sind nicht zu übersehen: Der Bundeswehroffizier und mutmaßliche Rechtsterrorist Franco A. kaufte in der oberpfälzer Stadt Vohenstrauß bei einem Waffenhändler legale Waffenteile und übte im Schießstand des örtlichen Schützenvereins. Die zuständige Anklagebehörde wirft dem Mann nun unter anderem die Vorbereitung eines Terroranschlags vor (spiegel.de, 12.12.17). Der Prozess wird in Frankfurt stattfinden.
Der rechte Soldat führte zeitweise ein Doppelleben als registrierter syrischer Geflüchteter und sammelte Waffen und Munition (wir berichteten). Laut Medienberichten plante der Mann, der bereits in seiner Jugend neonazistischem Gedankengut frönte, Attentate auf linke Ziele und Personen des öffentlichen Lebens. Ziel des Doppellebens als vermeintlicher Syrer war vermutlich, die Gewalttaten Geflüchteten in die Schuhe zu schieben und die bereits vorhandene rassistische Stimmung in Teilen der Bevölkerung weiter anzuheizen. Zuletzt war der konspirativ agierende A. mit der Prepperszene vernetzt.
spiegel.de ("Schießtraining in der Oberpfalz", 12.12.2017): hier klicken!
Landkreis Forchheim: Rechte Online-Buchhändlerin erneut verurteilt / Die angepriesenen "Turner Diaries" gelten als Vorlage für den NSU-Terror (Dezember 2017)
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Wie infranken.de (12.12.17) berichtete, wurde eine rechte Online-Buchhändlerin aus dem Landkreis Forchheim erneut wegen Volksverhetzung verurteilt, diesmal zu einer viermonatigen Bewährungsstrafe. Bei der mittlerweile mehrfach einschlägig verurteilten Frau, die nun ihr Gewerbe abgemeldet habe, handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um Anke H. mit ihrer Buchhandlung "Franken-Bücher", früher u.a. "Andromeda Bücherversand". Der "Blick nach Rechts" hatte bereits im Mai dieses Jahres geschrieben, dass der "weltweit in rechtsextremen Kreisen populäre Terroristen-Roman 'The Turner Diaries'" nun via Franken erstmals als Buch in deutscher Übersetzung erhältlich sei. In dem rassistischen Machwerk des US-Amerikaners William Pierce werde "neonazistischer Terror beschrieben, den der NSU mit seiner Mord- und Anschlagsserie eins zu eins umsetzte", so die Initiative NSU Watch.
Die rechte Buchhändlerin war bereits vor einem Jahr zu einer Geldstrafe verurteilt worden, weil sie eine ungekürzte und unkommentierte Ausgabe von Hitlers "Mein Kampf" vertreiben wollte (wir berichteten). Der Online-Auftritt des rechten Buchversandes ist derzeit nicht mehr erreichbar.
infranken.de ("Buchhändlerin erhält Bewährungsstrafe nach Volksverhetzung", 12.12.2017): hier klicken!
Nürnberg / NSU-Prozess München: Die rechte Frisörin Mandy S. als wichtiges Bindeglied zwischen der fränkischen und sächsischen Naziszene / Verschleppt die Justiz einen zweiten Prozess gegen das rechtsterroristische NSU-Umfeld? (Dezember 2017)
Der Münchner NSU-Prozess wird in den nächsten Monaten zu Ende gehen. Die laufenden Ermittlungen gegen weitere NSU-UnterstützerInnen haben bisher nicht zu weiteren Prozessen gegen das mörderische rassistische Netzwerk geführt. Will die Justiz, die sich in der Vergangenheit eher nicht durch übertriebenen Ermittlungseifer gegen rechts ausgezeichnet hat, die Angelegenheit aussitzen und auf Verjährung setzen? Will man das Konstrukt des NSU als Trio weiterhin am Leben erhalten?
Diese Gefahr sah offensichtlich auch ein Rechercheteam der Nürnberger Nachrichten und des Bayerischen Rundfunks und machte sich auf die Spuren von Mandy S., einer zentralen Verbindungsperson zwischen fränkischen und ostdeutschen Nazis in der NSU-relevanten Zeit. Bereits bekannte und neu recherchierte Fakten wurden in ausführlichen Artikeln zusammengestellt (der NN-Artikel vom 8. Dezember wurde nicht ins Internet gestellt). Die in Sachsen lebende, zeitweise als Frisörin arbeitende S. spielte gegenüber der Presse und vor Gericht die unwissende Unschuld, obwohl sie Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe mehrfach direkt unterstützt hatte (wir berichteten). Die Nazi-Aktivistin engagierte sich unter anderem für die mittlerweile verbotene "Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige" (HNG). Sie lebte Anfang der Nuller Jahre im mittelfränkischen Büchenbach und war zusammen mit ihrem damaligen Nazifreund aktiv im dortigen Schützenverein. Sie unterhielt enge Kontakt zu Matthias Fischers Fränkischer Aktionsfront und demonstrierte zum Beispiel auf Naziseite in Gräfenberg.
nordbayern.de ("Mandy S. war auch in der fränkischen Neonazi-Szene aktiv", 8.12.2017): hier klicken!, br.de ("Mandy S. war auch in der fränkischen Neonazi-Szene aktiv", 8.12.2017): hier klicken!, br.de ("Kritik an Polizei und Innenministerium", 8.12.2017): hier klicken!
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