Nürnberg: Radikal antisemitische Propaganda im Telegram-Kanal einer Gruppe der "Corona-Rebellen" (November 2020)
Die "Corona-Rebellen"-Gruppe "Widerstand 100", bekannt für radikale Hetze, empfahl bösartige antisemitische Propaganda in ihrem Telegram-Kanal mit den Worten: "Unbedingt ansehen. Besser kann man den momentanen Zustand der Wahl [soll vermutlich heißen: Welt] nicht erklären".
Verlinkt wurde eine Folge der im Internet veröffentlichten Video-Serie "Untergang der Kabale - Die Protokolle von Zion". Als Autorin genannt ist unter anderem die Holländerin Janet Ossebaard, die Bücher über Kornkreise, UFOs und Außerirdische geschrieben hat. Dass die Videoserie mit der rechten QAnon-Ideologie und deren ProtagonistInnen verflochten ist, zeigen entsprechende Symbole gleich zu Beginn.
Der Inhalt des üblen Hetzgebräus ist schwer zusammenzufassen. Ein roter Faden zieht sich jedoch durch: Zitate aus dem vermutlich von Antisemiten vor mehr als hundert Jahren verfassten antisemitischen Pamphlet "Die Protokolle der Weisen von Zion". Diese Textauszüge werden mit schnell wechselnden, die Emotionen ansprechenden Bildern sowie mit suggestiven, gesprochenen Worten kombiniert. Dem "unwissenden" Videokonsumenten wird nach und nach erklärt, wie die Welt so läuft und was das jetzt - aktueller Bezug, wer hätte das gedacht! - mit der Corona-Pandemie und deren Bekämpfung zu tun hat. Ein paar eingebaute rhetorische Tricks sollen die antisemitischen Wendungen entschärfen, aber das funktioniert nicht angesichts der immer wieder auftauchenden "bösen Juden" und der dem Machwerk zugrundegelegten antisemitischen Texte.
Als Feinde markiert werden zudem Linke, Trump-GegnerInnen, Liberale und so weiter. Wie bei allen Super-Reaktionären muss zwischendurch auch die französische Revolution denunziert werden, die ihnen als historisches Ereignis und als soziale Umwälzung nach wie vor nicht zu passen scheint.
(29.11.20)
Fürth: Extrem rechte Flyeraktionen auf der Hardhöhe - und der Widerstand dagegen (November 2020)
Laut Mitteilung des Fürther Bündnisses gegen Rechtsextremismus und Rassismus verteilten in den letzten Tagen sowohl die AfD als auch Der III. Weg Flyer im Fürther Stadtteil Hardhöhe. Angesichts der massiven extrem rechten Kampagnen schuf das Bündnis Gegenöffentlichkeit, verteilte eigene Flyer mit dem Plädoyer für eine solidarische und soziale Krisenbewältigung.
Zur aktuellen Stellungnahme des Fürther Bündnisses gegen rechts: hier klicken!
Kurz zu den Inhalten der rechten Propagandaaktionen: Die Neonazis vom III. Weg verteilten allgemein gehaltene Propagadaflyer im NS-Style aus ihrer Vorratskammer ("Kinderlosigkeit führt zum Volkstod", "Mietwahnsinn stoppen! Soziale Gerechtigkeit für alle Deutschen!"), während die AfD wie gehabt auf den Coronaleugner-Zug aufsprang und staatliche Maßnahmen zum Zwecke der Eindämmung der Pandemie undifferenziert verdammte.
(29.11.20)
Nürnberg, 24. November: Erneut Protest gegen "Corona-Rebellen" / Missbrauch einer Stellungnahme des Auschwitz-Komitees durch die SchwurblerInnen (November 2020)
Mehr als hundert Menschen demonstrierten auf Einladung des Antifaschistischen Aktionsbündnisses Nürnberg (AAB) gegen eine Kundgebung der Coronaleugner-Szene im Nürnberger Stadtteil Gostenhof. Jene konnten etwa knapp fünfzig Menschen mobilisieren, darunter auch Kleinkinder. In den Reden kritisierte das AAB unter anderem die rechtsoffene Szene der selbsternannten Corona-Rebellen und das unsoziale und die großen Konzerne bevorzugende Krisenmanagement der Bundesregierung.
Auffällig war, dass die Polizei vor Ort zum Teil verhinderte, dass BerichterstatterInnen ihrem Job nachkommen konnten. Einige JournalistInnen wurden von der Schwurblerdemo weggeschickt und auf Distanz gehalten.
Neben neoliberalem und egozentrischem Gedöns ("Wir wollen unsere persönliche Freiheit entfalten", nordbayern.de, 24.11.20) wurde wohl auch wieder übelster Geschichtsrevisionismus betrieben, wie uns mitgeteilt wurde. Ein Redner der "Corona-Rebellen" habe Teile des unter anderem von dem Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer unterschriebenen "Vermächtnis der Überlebenden" (hier klicken!) vorgelesen und sinnentstellend in einen anderen Kontext gesetzt.
nordbayern.de ("Doppel-Demo in Nürnberg: Linke protestieren gegen Corona-Skeptiker", 24.11.20): hier klicken!
Nürnberg, 20. November: 300 Menschen protestieren gegen Kundgebung der Corona-SchwurblerInnen (November 2020)
Am 20. November kamen am Rand der Fürther Straße unweit des Nürnberger Gerichtsgebäudes etwa 300 Menschen zusammen, um gegen eine gleichzeitig stattfindende Kundgebung der hiesigen "Corona-Rebellen" zu demonstrieren. Zur Gegenkundgebung mobilisiert hatten das Nürnberger Bündnis "Solidarität statt Verschwörungswahn - Abstand zu Nazis und Antisemitismus", das Nürnberger Bündnis Nazistopp, die Gewerkschaft ver.di und andere. RednerInnen aus verschiedenen politischen Spektren kritisierten die Szene der Corona-Rebellen hart, beleuchteten die historischen "Nürnberger Prozesse" und betrachteten wie ein ver.di-Vertreter die aktuellen staatlichen Maßnahmen gegen die Corona-Pandemie nicht nur unkritisch. Weiter wurde betont, dass wir auch inmitten der Corona-Pandemie nicht in einer Gesellschaft der Gleichen leben. Bereits vorher bestehende Ungerechtigkeiten bestehen weiter oder verschärfen sich.
Nürnberg, 20. November: Kundgebung gegen die rechtsoffenen "Corona-Rebellen" in der Nähe des Nürnberger Gerichtsgebäudes (Foto: Nürnberger Bündnis Nazistopp)
Die selbst ernannten "Querdenker" konnten dagegen nur etwa 150 AnhängerInnen mobilisieren. Zu sehen waren unter anderem der bekannte Neonazi Rainer Biller, der AfD-Bundestagsabgeordnete Martin Sichert, ein Neonazi mit einer Mütze der Partei "Der III. Weg" sowie ein Anhänger von "Wodans Erben Germanien". Es gab einen Versuch einiger SchwurblerInnen, eine nicht genehmigte Kundgebung vor dem Gerichtsgebäude zu erzwingen. Die Polizei drängte sie wieder auf die andere Straßenseite zurück. Einige BeobachterInnen sprachen von kurzfristiger Blockade der Fürther Straße. Die SchwurblerInnen beendeten schließlich ihre Kundgebung vorzeitig nach Absingen der Nationalhymne. Bei Pegida abgekuckt?
(20.11.20)
nordbayern.de ("Kaum Masken, wenig Abstand: Polizei muss Querdenker-Demo in Nürnberg sichern", 20.11.20): hier klicken!, br.de ("Steinmeier würdigt Nürnberger Prozesse als Revolution", 20.11.20): hier klicken!
Nürnberg: Traueranzeige für "Panzersprenger" auf nordbayern.de (November 2020)
Ende Oktober starb der als "Panzersprenger" bekannte Josef Kneifel im sächsischen Radebeul. Da auch auf nordbayern.de eine Online-Traueranzeige mit örtlichem Bezug geschaltet wurde ("Ein Unbeugsamer hat uns verlassen. (...) Deine Nürnberger Freunde"), informieren wir an dieser Stelle kurz über einige Hintergründe.
Kneifel hatte im Jahr 1980 einen Bombenanschlag auf ein sowjetisches Panzerdenkmal in Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitz) verübt und war daraufhin im DDR-Knast gelandet, teilweise in Isolationshaft. 1987 durch die BRD freigekauft, lebte und arbeitete er zeitweise in der Nähe von Nürnberg. In den Folgejahren referierte Kneifel unter anderem bei der NPD und bewegte sich im Umfeld der neonazistischen, 2011 verbotenen Hilfsorganisation für nationale politische Gefangene und deren Angehörige (HNG).
(23.11.20)
Nürnberg / Bayern: Werden bald wieder NSU-relevante Behördenakten geschreddert? (November 2020)
Laut br.de (20.11.20) prüft das bayerische Innenministerium derzeit, ob das nach der Selbstenttarnung der rassistischen NSU-Mörder erlassene "Löschmoratorium" wieder beendet werden soll. Angesichts der Nicht-Aufklärung der NSU-Verbrechen und der staatlichen Verwicklungen wäre das ein weiterer Skandal in einer langen Reihe staatlicher Verfehlungen und Versäumnisse.
Angehörige der bayerischen NSU-Opfer, der Überlebende des Nürnberger Sprengstoffattentats von 1999 sowie zahlreiche weitere Personen und Institutionen fordern etwas ganz anderes: Sie wollen einen neuen bayerischen NSU-Untersuchungsausschuss, um offene Fragen klären zu können.
Unterstützt die entsprechende Petition "Für einen 2. NSU-Untersuchungsausschuss im Bayerischen Landtag!": hier klicken!
br.de ("NSU-Morde in Bayern: Löschung der Akten wird geprüft", 20.11.20): hier klicken!
Nürnberg, 20. November: Gegen die Corona-Schwurbler! Solidarität statt Verschwörungswahn! Auf die Straße! / Auch Hardcore-Rechte mobilisieren nach Nürnberg (November 2020)
- mehrfach aktualisiert -
Es ist eine bodenlose Verhöhnung der historischen Nürnberger Prozesse gegen die Nazi-Kriegsverbrecher. Am 75. Jahrestag des Beginns dieser wichtigen Gerichtsverfahren ruft die hiesige Hauptströmung der rechtsoffenen Corona-Schwurbler, Querdenken911, zu einer Kundgebung vor dem Memorium Nürnberger Prozesse auf. Dort findet ab 19 Uhr ein offizieller Gedenkakt statt, die Schwurbler wollen dagegen protestieren und überziehen nun auch Nürnberg mit ihrer Lügenpropaganda: Sie thematisieren zum oben genannten Jahrestag die Unterzeichnung des neuen Infektionsschutzgesetzes.
Diese Form der NS-Verharmlosung lassen wir nicht unwidersprochen: Das Nürnberger Bündnis "Solidarität statt Verschwörungswahn - Abstand zu Nazis und Antisemitismus", von dem wir ein Teil sind, hat eine Gegenkundgebung angemeldet.
TERMIN: Freitag, 20. November 2020, 18 Uhr. ORT: Höhe Fürther Straße 96a in Nürnberg (ACHTUNG: NEUER ORT!!).
Auf die Straße! Bitte kommt mit Maske und haltet Abstand! Bitte teilt diese Nachricht in euren sozialen Netzwerken!
Flyer des Nürnberger Bündnis Nazistopp: hier klicken!
Facebook: hier klicken!
Update: Wie zu erwarten, mobilisieren auch Hardcore-Rechte nach Nürnberg, so der in der Holocaustleugner-Szene aktive "Volkslehrer" und das extrem rechte "Bündnis Deutscher Patrioten Bayern". Letztere rufen zusätzlich zum "Widerstand" auf, und zwar "auf jede erdenkliche Art und Weise". Abgelehnt werden Demonstrationen, empfohlen wird "asymmetrische Kriegsführung".
(Stand 20.11.20)
Erlangen: CoronaschwurblerInnen ernten Widerstand / Missbrauch des Laternenumzugs? (November 2020)
- mehrfach aktualisiert -
Laut nordbayern.de (15.11.20) demonstrierten am 15. November in Erlangen gut 200 Menschen gegen etwa 300 rechtsoffene CoronaschwurblerInnen. Letztere hatten wohl mehr Zuspruch erwartet, da auch aus der Nachbarstadt Nürnberg massiv mobilisiert worden war. BeobachterInnen kritisierten die mittlerweile wohl szeneübliche NS-Relativierung der SchwurblerInnen. Und, wir erwähnen das schon gar nicht mehr: Demoauflagen, Abstand, Masken: Scheint den Schwurblern weitgehend egal zu sein. Zwischenzeitlich ging die Polizei rein, um die Auflagen durchzusetzen.
Zur Gegendemonstration hatten die Erlanger Gruppe Antithese
sowie Aktion Courage, ebenfalls Erlangen, mobilisiert. Auch der Erlanger OB Janik hielt eine Rede. Kritik an den selbst ernannten "Corona-Rebellen" kam unter anderem vom Erlanger Kinderschutzbund. Der gegen Abend durchgeführte Laternenumzug würde "durch Mädchen und Jungen, die mit ihren Lichtern dahinziehen, eine Emotionalität hinsichtlich angeblicher Kinderrechte" aufbauen, sprich, Kinder würden für politische Zwecke instrumentalisiert werden.
Update 1: Laut wiesentbote.de (15.11.20) verhinderte die Polizei eine durch die CoronaschwurblerInnen angekündigte Busrundfahrt im Erlanger Stadtgebiet ohne Maskenpflicht.
Update 2: Laut uns vorliegenden Unterlagen sollte in Erlangen ein "Busfahrer Thomas" sprechen, der zur Zeit mit seinem Bus durch die Gegend tourt und auf Youtube unter anderem mit dem Slogan "Maskenbefreiung im Bus" wirbt. In einem auf Youtube verbreiteten Video mit dem Titel "Ein globaler Holocaust wird vorbereitet" vom 6. November behauptet er unter anderem, dass durch Impfungen die Erdbevölkerung reduziert werden soll. Er sagt: "Ich nehme kein Blatt vor den Mund, um zu sagen, dass hier ein Holocaust vorbereitet wird in einer ganz neuen Dimension. Die Welt wird gerade in ein globales KZ umgewandelt" und so weiter und so fort. Das ist nicht nur eine verlogene Verschwörungserzählung, das ist übelste Hetze.
wiesentbote.de ("Erlangen: Kundgebungen am Volkstrauertag ohne größere Zwischenfälle verlaufen", 15.11.20): hier klicken!, nordbayern.de ("Viel Polizei, wenig Teilnehmer: 'Querdenker'-Demo in Erlangen", 15.11.20): hier klicken!
Nürnberg / Schwabach: AfD-Rechtsaußen wegen Nötigung zu Geldstrafe verurteilt (November 2020)
- aktualisiert -
Wie uns mitgeteilt wurde, wurde der Freiburger Stadtrat und AfD-Rechtsaußen Dubravko Mandic vor dem Amtsgericht Schwabach wegen Nötigung zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen à 120 Euro verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.
Die Vorgeschichte: Am 4. Mai 2019 trafen sich im mittelfränkischen Greding zahlreiche Rechtsaußenfans der AfD. Das "Süddeutsche Flügeltreffen" mit Starredner Björn Höcke machte damals Schlagzeilen, weil in der Halle unter anderem "Deutschland Deutschland über alles" gesungen wurde (wir berichteten). JournalistInnen vor der Veranstaltungshalle wurde zunächst ein LKW vor die Kameralinsen gefahren. Nachdem sich diese neben das Fahrzeug begeben hatten und weiter ihrer Arbeit nachgingen, wurden die Reaktionen gröber. Der oben erwähnte Mandic, in Freiburg als Rechtsanwalt tätig, attackierte die BeobachterInnen, besonders eine Nürnberger Fachjournalistin, der er das Smartphone entriss. Nur mit Hilfe der Polizei bekam sie es wieder zurück; sie erstattete Anzeige.
Update: Laut Badische Zeitung (11.11.20) ist Mandic' Verteidiger "häufig als Anwalt für die rechte Szene tätig" und verteidigte bereits im NSU-Prozess.
(11.11.20, ergänzt 12.11.20)
bayerische-staatszeitung.de ("Einer Journalistin das Handy entrissen", 12.11.20): hier klicken!, mmm.verdi.de ("Geldstrafe für ein entrissenes Handy", 12.11.20): hier klicken!
Nürnberg, Lauf und Dietenhofen: Rassistische Drohbriefe an Moscheegemeinden (November 2020)
- mehrfach aktualisiert -
Laut nordbayern.de (10.11.20) wurde an die Moscheegemeinde im mittelfränkischen Dietenhofen ein rassistischer und beleidigender Drohbrief geschickt. Darin stand nach uns zugegangenen Informationen neben diversen rassistischen Beschimpfungen unter anderem die Drohung: "Macht ruhig so weiter! Dann ist der Tag nicht fern, an dem wir es mit Euch so machen, wie wir es schon mal mit den Juden (bedauerlicherweise) gemacht haben!"
Bereits im März ging ein rassistischer Drohbrief an die türkisch-islamische Gemeinde in Leinburg-Diepersdorf (u.a. "Ihr werdet niemals sicher sein!"). Als mutmaßliche Absenderin erwies sich damals eine in der neonazistischen Szene aktive 54-jährige Heilpraktikerin aus der Region (wir berichteten).
Update 1: Wie nordbayern.de (11.11.20) berichtete, ging ein gleichlautendes Schreiben auch die islamische Gemeinde an der Hessestraße in Nürnberg. Auch eine baden-württembergische Moscheegemeinde soll betroffen sein.
Update 2: Laut n-land.de (13.11.20) erhielt auch die Laufer Moschee den rassistischen Hetzbrief. Auch eine baden-württembergische Moscheegemeinde soll betroffen sein.
br.de ("Weitere Drohungen gegen Moscheen in Mittelfranken", 14.11.20): hier klicken!, n-land.de ("Entsetzen über Drohbrief an Laufer Moschee", 13.11.20): hier klicken!, nordbayern.de ("Drohbriefe auch an islamische Gemeinde in Nürnberg", 11.11.20): hier klicken!, br.de ("Massive Drohung gegen Moschee - Polizei ermittelt", 11.11.20): hier klicken!, nordbayern.de ("NS-Vergleiche und Gewalt: Drohbrief an fränkische Moscheegemeinde", 10.11.20): hier klicken!
Nürnberg in den Tagen vor dem 9. November: Hakenkreuze auf Corona-Hinweisschildern und Holocaustleugung in der Szene der "Corona-Rebellen" - 82 Jahre nach den antisemitischen Novemberpogromen in Deutschland / Haarsträubende Einschätzung des Ordnungsamts der Stadt Nürnberg - Erneute Verharmlosung von rechten Strömungen? (November 2020)
- aktualisiert -
In den Tagen vor dem 9. November, dem 82. Jahrestag der antisemitischen Novemberpogrome in Deutschland, sind laut nordbayern.de (9.11.20) mehrere Hakenkreuze rund um den Nürnberger Hauptmarkt gesprüht worden. Die geschichtsvergessenen oder im schlimmsten Fall naziverharmlosenden Sprühereien fanden sich auf Corona-Hinweisschildern, stammen also aus der Szene der "Corona-Rebellen". Eine weitere Schmiererei am Rand der Innenstadt ging in die gleiche Richtung: "Corona = Faschismus".
Und ja, es geht in dieser Szene auch noch erheblich eindeutiger: Eine fränkische Aktivistin postete auf Facebook ein Gedicht der zeitweise inhaftierten Neonazistin und Holocaustleugnerin Ursula Haverbeck. Und zum "Weiterlesen" wurde dann in den Kommentaren konsequenterweise auf einen Text des ebenfalls gerichtlich verurteilten Holocaustleugners Germar Rudolf verwiesen.
Ein Einzelfall? Nein. Ebenfalls vor ein paar Tagen wurde in einer Telegram-Gruppe namens "Infogruppe Corona Rebellen Bayern" ein Solidaritätstext für die oben erwähnte Frau Haverbeck veröffentlicht.
Update: In den Nürnberger Nachrichten vom 10. November (Printausgabe) ist eine haarsträubende Einschätzung des Chefs des Ordnungsamts der Stadt Nürnberg zu lesen. Dieser habe sinngemäß geäußert, es habe bei den "Corona-Rebellen" "keinerlei Anzeichen von Rechtsextremismus oder Reichsbürgern gegeben". Wer hat ihm das eingeflüstert? War das nicht damals bei Pegida genauso? Verharmlosung von rechten Strömungen reloaded? Sofort unsere neue Broschüre lesen, bitte!
nordbayern.de ("Corona-Parolen in Nürnberg: Jetzt ermittelt der Staatsschutz", 9.11.20): hier klicken!
Nürnberg: Hakenkreuze in der Gartenstadt (November 2020)
Wie nordbayern.de (10.11.20) schrieb, wurde ein Schulgebäude in der Nürnberger Gartenstadt mit Hakenkreuzen beschmiert.
nordbayern.de ("Unbekannte schmieren Hakenkreuze an Nürnberger Grundschule", 10.11.20): hier klicken!
Nürnberg, 3. November: Infoveranstaltung zu den hiesigen "Corona-Rebellen" / Unser Fazit: Sie sind rechtsoffen, unsolidarisch und wissenschaftsfeindlich / ACHTUNG: DIE VERANSTALTUNG FINDET NUN AUSSCHLIESSLICH ALS LIVE-STREAM STATT (Oktober / November 2020)
- mehrfach aktualisiert -
Seit Ende April 2020 fanden auch in Nürnberg regelmäßig Kundgebungen von "Corona-Rebellen" statt, zunächst vor allem als Protest gegen die staatlich verordneten Maßnahmen und Einschränkungen angesichts der SARS-CoV-2-Pandemie. Sehr bald wurden jedoch weit darüber hinausgehende, meist rückwärtsgewandte Ziele deutlich. Zudem mischten Akteure verschiedener extrem rechter Szenen von Anfang an mit.
Wir haben die Aktivitäten dieser "Corona-Rebellen" intensiv verfolgt und kommen zu erschreckenden Ergebnissen, die wir in Form einer Infoveranstaltung präsentieren wollen. Zudem stellen wir eine umfangreiche Broschüre zum Thema vor.
Es referieren: Birgit Mair – ISFBB e.V., Anna Heinze-Lahcalar – ver.di, Rüdiger Löster / Roland Sauer – freie Fotografen
LIVE-STREAM: hier klicken!
DOWNLOAD DER NEUEN BROSCHÜRE "Mit Nazis gegen den vermeintlichen Faschismus?": hier klicken!
Flyer: hier klicken!
(Stand 3.11.20)
bayerische-staatszeitung.de ("Bombenbau und Esoterik", 4.11.20): hier klicken!,
br.de ("Nürnberger Bündnis Nazistopp: 'Corona-Rebellen' sind rechtsoffen", 3.11.20): hier klicken!, nordbayern.de ("'Corona-Rebellen': Bündnis Nazistopp dokumentiert Proteste", 3.11.20): hier klicken!
Wunsiedel: Neonazis sagten jährlichen Fackelmarsch ab (November 220)
Laut br.de (5.11.20) haben die Nazis der Partei "Der III. Weg" ihren traditionellen Wunsiedel-Fackelmarsch im November abgesagt. Grund seien die pandemiebedingten Auflagen. Eine Absage bei der Versammlungsbehörde liege jedoch noch nicht vor.
br.de ("Neonazis wollen nicht durch Wunsiedel marschieren", 5.11.20): hier klicken!
Nürnberger Land: Berenteter Hitler-Fan muss Geldstrafe zahlen (November 2020)
Wegen eines mit Naziparolen durchsetzten Drohbriefs an einen Promi-Frisör muss ein Rentner aus dem Nürnberger Land eine Geldstrafe von 90 Tagessätzen bezahlen (Quelle: Der Bote, Printausgabe 5.11.20).
Die Vorgeschichte: Im Frühjahr 2020 erhielt ein Nürnberger Promi-Friseur einen aggressiven Brief eines offensichtlichen Hitler-Fans. Der Brief endete mit den Sätzen "Heil Hitler komm bald wir brauchen dich" und "Heil Hitler räum auf". Zuvor hatte der Autor Empfänger der staatlichen Corona-Hilfen als "Schmarotzer" tituliert und gegen Politiker von CDU/CSU und SPD gewettert (wir berichteten).
(5.11.20)
Nürnberg: Anleitung zur Sprengstoff-Herstellung in Chatgruppe hiesiger "Corona-Rebellen" / Weitere Radikalisierung? (November 2020)
- mehrfach aktualisiert -
Die Radikalisierung der so genannten "Corona-Rebellen" scheint sich zu beschleunigen. Wir haben den Beleg dafür, dass in einer regionalen Telegram-Gruppe ("Widerstand 100") eine Anleitung zur Herstellung von Apex-Sprengstoff (Acetonperoxid) veröffentlicht wurde. Dieser Sprengstoff ist von der Sprengkraft her vergleichbar mit TNT und wird unter anderem von islamistischen Terroristen genutzt.
Einige Posts weiter oben wurde unter anderem geschrieben: "Wir werden aber friedlich nicht mehr weiterkommen".
Die Sprengstoffanleitung sei laut br.de (3.11.20) mittlerweile aus der Gruppe entfernt worden, man distanziere sich. Glaubhaft? Die Radikalisierungstendenz in dieser Szene bleibt. Der Brandanschlag am 25. Oktober 2020 auf das Robert-Koch-Institut in Berlin spricht Bände. Dort hinterließen die TäterInnen einen Zettel, auf dem sie die sofortige Einstellung aller Corona-Maßnahmen forderten.
Update: Am 3. November fand sich ein erneuter Gewaltaufruf bei "Widerstand 100", diesmal auf deren Facebook-Seite. Dort war als Kommentar eines Enrico H. zu lesen: "Also gegen eine Bombe im Bundestag hätte ich nichts".
(1.11.20, ergänzt 3. und 4.11.20)
br.de ("Anleitung zum Sprengstoffbau in Chatgruppe der 'Corona-Rebellen'", 3.11.20): hier klicken!, sueddeutsche.de ("Da braut sich was zusammen", 2.11.20): hier klicken!
Breitenbrunn (Lkr. Neumarkt): Reichsflagge auf dem Dach einer Firmenhalle (November 2020)
Laut oberpfalz-aktuell.de (4.11.20) wehte auf dem Dach einer Firmenhalle im oberpfälzer Markt Breitenbrunn eine Flagge des Deutschen Reichs. Der 47-jährige Firmeninhaber habe die Entfernung der Flagge zunächst verweigert.
oberpfalz-aktuell.de ("Uneinsichtigkeit – Feuerwehr muss anrücken", 4.11.20): hier klicken!
Bamberg: Bewaffneter Coronaschwurbler lief im Kampfanzug durch die Innenstadt (November 2020)
Wie infranken.de (3.11.20) schrieb, lief ein 58-jähriger Mann "in Kampfanzug und mit Schildern behangen" durch die Bamberger Innenstadt. Er trug zwei Messer am Gürtel und erwies sich als "Gegner der Corona-Maßnahmen". Das Tragen der Outdoor-Messer sei legal gewesen.
Im August gab es einen ähnlichen Auftritt am Rande einer Kundgebung gegen die AfD (wir berichteten). Vermutlich handelt es sich um den gleichen Mann.
infranken.de ("Mit Kampfanzug und Messer: 58-Jähriger löst Polizeieinsatz in Bamberg aus", 3.11.20): hier klicken!
Weißenburg: Bei den Corona-Schwurblern aktiver Polizist wurde suspendiert (November 2020)
Laut nordbayern.de (4.11.20) wurde der Weißenburger Polizist Bernd Bayerlein wegen seiner emsigen Aktivitäten in der Szene der "Corona-Rebellen" und einschlägiger öffentlicher Äußerungen nun vom Dienst suspendiert. Der Mann war zunächst in den Innendienst versetzt worden (wir berichteten).
nordbayern.de ("Reden auf Corona-Demos: Weißenburger Polizist suspendiert", 4.11.20): hier klicken!
Presseck (Ofr.): Urteil wegen Vertriebs einer volksverhetzenden CD in zweiter Instanz bestätigt (November 2020)
Der im oberfränkischen Presseck lebende 45-jährige Neonazi und Online-Rechtsrockhändler Jens H. wurde im Juni 2020 wegen Vertriebs einer CD mit hart antisemitischen, volksverhetzenden Inhalten zu einer Geldstrafe von 3600 Euro verurteilt. Stein des Anstoßes war ein Tonträger der Rechtsrockband "Macht & Ehre" (wir berichteten).
Das erstinstanzliche Urteil wurde nun durch das Kulmbacher Landgericht bestätigt. Auch dieses Urteil ist vermutlich noch nicht rechtskräftig.
infranken.de ("Aufruf zum Hass geht gar nicht", 3.11.20): hier klicken!
Nürnberg und Landkreis Forchheim: Razzia wegen "Hasskriminalität" im Internet (November 2020)
Laut nordbayern.de (3.11.20) gab es heute bundesweit und in weiteren europäischen Ländern eine Razzia wegen "Hasskriminalität". Wohnungen in ganz Bayern wurden durchsucht, darunter auch in Nürnberg und im Landkreis Forchheim. Was genau in den fränkischen Wohnungen und Computern gefunden wurde, wissen wir nicht. Wir gehen aber davon aus, dass es sich ähnlich wie in Niederbayern (hier klicken!) um Belege für extrem rechte Hetze handelte.
nordbayern.de ("Durchsuchungen wegen Hasskriminalität in der Region", 3.11.20): hier klicken!
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